Gemälde anstelle von Fotos:
El Salvador mit den Augen Max Vollmbergs
"Für ihn war Zentralamerika das Land des ewigen Festtages, das Land des Lichtes und der Sonne, einer Sonne, die veredelt und verschönt."
Max Vollmberg über sich selbst, 1920
Der am 3. September 1882 in Berlin geborene Maler, Grafiker, Autor und Illustrator Max Vollmberg studierte in seiner Heimatstadt bei Lovis Corinth, Eduard Meyerheim und Philipp Frank. Danach ging er zu Jean-Paul Laurens an die renommierte Académie Julian in Paris.
Nach Studienaufenthalten in Spanien und Italien reiste Vollmberg zwischen 1912 und 1930 auf Einladung des guatemaltekischen Konsuls, den er in Berlin porträtiert hatte, fast 15 Jahre lang malend, zeichnend und fotografierend durch El Salvador, Guatemala und Mexiko. In El Salvador logierte er unter anderem bei Fedor Deininger Jr. auf dessen Kaffee-Finca Mirasol. Er malte vor allem Landschaftsbilder und Portraits in Öl und als Aquarell.
Bei Privatleuten in El Salvador findet sich noch manches Gemälde Max Vollmbergs, etwa bei der Familie Deininger. Vollmberg pflegte seine Aufenthalte mit der Anfertigung solcher Werke zu bezahlen oder sich dem Gastgeber damit erkenntlich zu zeigen. Das Museo de Arte de El Salvador (MARTE) und das Museo Forma der Fundación Julia Díaz zeigen ebenfalls Werke Vollmbergs.
1920 brachte Vollmberg in Deutschland ein Album mit 40 seiner Aquarelle heraus, von denen 17 Szenen aus El Salvador zeigen. Diese Bilder publizierte er auch in El Salvador als Postkarten bei Salvador Mugdan, einem deutsch-jüdischen Einwanderer. Es waren die ersten "Kunstpostkarten" El Salvadors.
In der salvadorianischen Kunstszene spielte Vollmberg offenbar ebenfalls eine Rolle. So eröffnete er am 2. Oktober 1919 im Teatro Colón eine Ausstellung mit Karikaturen des Malers Toño Salazar.
In der "Prensa Gráfica" vom 18.10. 2009 wird Vollmbergs Arbeit folgendermaßen gewürdigt: "In einem kürzlich erschienenen Katalog mit dem Titel 'Zwei Ansichten von El Salvador: moderne Kunst und Volkskunst', kuratiert von Félix Ángel, wird berichtet, dass der Künstler Vollmberg keinen großen Eindruck auf die salvadorensische Elite machte: 'Seine Genrebilder schienen den Wünschen der finanzkräftigen Schicht nicht zu entsprechen … obwohl seine Kunst von höchster Begabung zeugt. Wie kein anderer fängt er das traditionelle ländliche Leben ein … und seine Blickwinkel schaffen kühne Perspektiven".
"Darüber hinaus weisen einige Kunstkritiker auf die Bedeutung des Vollmbergschen Werks als historisches und ethnografisches Dokument hin. Seine Malerei war der Ankunft der Farbfotografie vorausgegangen. Obwohl diese in Europa schon Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen war, gelangte sie erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts nach El Salvador." La Prensa Gráfica, 18.10.2009
Vollmberg veröffentlichte auch einige Jugendbücher. Es handelte sich um Indianergeschichten und abenteuerliche Reiseerzählungen, die er selbst mit Zeichnungen und Aquarellen illustrierte. Ein Pferd und ein Revolver waren – neben dem heldenhaften Ich-Erzähler – die häufigsten Protagonisten. Der Wert der Bücher erhöht sich aber durch die zum Teil hervorragenden Schwarzweißfotos des Autors.
Der Maler Vollmberg war recht erfolgreich. In einem Brief vom 12. Dez.1927 schreibt er stolz: "Meine Bilder zeigte ich in den letzten Jahren mit Erfolg auf Ausstellungen in San Francisco, New York und, einer Einladung der mexikanischen Regierung folgend, auch in der Staatsakademie von Mexico. Vor 15 Jahren hatte ich ausgestellt auf den großen Salons in Paris, der Berliner Secession und der Großen Berliner Kunstausstellung ..."
Gemeint ist die Ausstellung der Berliner Secession von 1911, an der Vollmberg mit einem Bild beteiligt war. Präsident der Secession war in diesem Jahr Lovis Corinth. Eine "Staatsakademie" gab es zur fraglichen Zeit in Mexiko allerdings nicht. Vielleicht bezieht sich Vollmberg hier auf die Academia de San Carlos. Die Ausstellung in New York hatte 1926 in der angesehenen Babcock Gallery stattgefunden. Ob Vollmberg für zwei Jahre auch eine Professur in Oakland innehatte, wie verschiedentlich zu lesen ist, ist noch ungeklärt.
Zu einem Aquarell Vollmbergs steht im Portfolio von 1920 nur "Palmeras de la costa". Auf der Rückseite dieses Bildes im Exemplar der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin hat Vollmberg aber handschriftlich vermerkt: "San Salvador, Costa grande mit río Lempa".
Als Todesjahr Vollmbergs wurde bisher 1930 angegeben. Er soll in Mexiko gestorben sein. In einer seiner Publikationen sind die von ihm selbst angefertigten Illustrationen aber mit "1931" signiert. Im Oktober 1932 oder später soll er Joseph Goebbels porträtiert haben. Es gibt sogar ein authentisches Bild mit dem Titel "Mutter mit Kind", das "1941" datiert ist.
(Jürgen Hübner)
Literatur:
Publikationen Max Vollmbergs
- Vollmberg, Max. 1920. América Central. (Kunstmappe / Portfolio) Umfang: 9 Textblätter, 40 lose Tafeln. Berlin: Alfred Stettiner. [Angaben zum Vorwort: Finca Santa Lucia, San Salvador; 28 de marzo de 1920]
- Vollmberg, Max. 1922. Plaudereien eines Malers über Mexiko und Zentralamerika. Von Max Vollmberg. Mit der Wiedergabe von 17 Gemälden und Zeichnungen des Künstlers. In: Westermanns Monatshefte, Auslands-Ausgabe. 36. Jahrgang, Heft 12:617-628.
- Vollmberg, Max. 1930. Bei den Vaqueros auf einer mexikanischen Hazienda. Plauderei von Max Vollmberg. Mit zehn mehrfarbigen Abbildungen nach Ölbildern des Verfassers. In: Westermanns Monatshefte, Bd. 149, I, Heft 890:179-186.
- Vollmberg, Max. 1931. Montezuma’s Schale. Indianergeschichten von heute nach persönlichen Erlebnissen auf fünfzehnjährigen Reisen. [Umschlag, Einbandzeichnung, vier farbige Tafeln und zehn Federzeichnungen vom Verfasser]. Bielefeld und Leipzig: Velhagen und Klasing.
- Vollmberg, Max. 1932a. Der Tiger von Caballo Blanco. Eine moderne Abenteuer- und Indianergeschichte aus Mittelamerika. Nach eigenen Erlebnissen erzählt von Max Vollmberg [Einbandzeichnung, vier farbige Tafeln und dreizehn Federzeichnungen vom Verfasser]. Bielefeld und Leipzig: Velhagen und Klasing. [Enthält Bilder mit Datum "1931"]
- Vollmberg, Max. 1932b. Quetzales und Vulkane: Ein Maler reist durchs Mayaland. [12 Abbildungen und 1 Karte]. Berlin: Sibyllen-Verlag Johannes Kempfe.
- Vollmberg, Max. 1944. Das Geheimnis der indianischen Mine. In: Das Neue Universum 46:17-26.
Andere Quellen
- Angel, Félix. o.D. Two visions of El Salvador. Modern art and folk art. – Dos visiones de El Salvador. Arte moderno y arte popular. New York: Inter-American Development Bank.
- Chávez, Carlos. 2009. El Salvador según Max Vollmberg. In: Séptimo Sentido vom 18.10.2009, S. 18-23. San Salvador.
- Grant, Stephen H. 1999. Postales Salvadoreñas del Ayer / Early Salvadoran Postcards, 1900-1950. San Salvador: Banco Cuscatlan.
- Münchmeyer, Gertrud. 1944. Die Kinder von Santa Elena. Deutsche Jungen und Mädel auf einer Kaffeepflanzung. Mit Bildern von Max Vollmberg. Göttingen: Deuerlich.
- Vollmberg, Max. 1927. Brief an Willy Ganske vom 12.12.1927. Berlin. [Willy Ganske, 1870–1940, Kunstschriftsteller und Redakteur der Tageszeitungen "Der Tag" und "Berliner Lokal-Anzeiger"]
Plaudereien eines Malers