Der Herr des Himmelblau:
Peter Mussfeldt, Grafiker der Tropen
"Ein junger Grafiker sollte sich ein paar Jahre ohne Computer bewähren und zunächst alles per Hand zeichnen."
Peter Mussfeldt, 2009
Er erinnert sich an das Dröhnen der amerikanischen und englischen Bomber in seiner Kindheit, und dass sein Vater als Soldat in Norwegen war. Peter Mussfeldt, Jahrgang 1938, wuchs in dem von sowjetischen Truppen besetzten Teil Deutschlands auf. 1956 begann er in Dresden ein Grafikdesign-Studium, das er nach seiner Flucht nach Westdeutschland in Düsseldorf fortsetzte. Er kam mit großen Künstlern zusammen: mit Pablo Picasso, Josef Beuys und Jean Cocteau. 1962 lud ihn der Vater eines guten Freundes nach Quito, Ecuador, ein, wo er von einer Familie jüdischer Einwanderer als Ehrenmitglied aufgenommen wurde.
"Die Leute, die mich in Ecuador so herzlich empfingen, waren Juden, die während der Hitler-Diktatur alle ihre Verwandten verloren hatten. Dabei bin ich selbst kein Jude. Das war nicht nur ein Akt der Toleranz, sondern auch der Menschlichkeit."
Peter Mussfeldt, 2009
"Ende der siebziger Jahre wollte ich einige meiner Grafiken in einem ausländischen Kulturzentrum in Guayaquil ausstellen. Ich stellte mich bei dem jungen und eifrigen Direktor vor, der meine Werke jedoch mit der Begründung ablehnte, sie seien noch nicht reif genug. Zwei Wochen später erhielt ich einen Scheck des New Yorker Museum of Modern Art für den Kauf zweier Grafiken aus jener Sammlung, die ich in Guayaquil ausstellen wollte! Nachdem das Museum meine Werke erworben hatte, wurden sie Teil einer Wanderausstellung, die in verschiedenen Teilen der Welt gezeigt wurde, unter anderem in eben jenem Kulturzentrum in Guayaquil. Dessen Direktor bemerkte nicht, dass ich unter den Ausgestellten war. Ich erhielt auch keine Einladung!"
"Mein Werk ist vielfältig und besteht aus einem kommerziellen und einem freien Teil. Der erste Teil ist schlicht und eher klassisch ausgerichtet. Ein Beispiel sind meine Logos, die zwar nicht spektakulär sind, sich jedoch gut einprägen. […] das Logo des Museums für Anthropologie und Zeitgenössische Kunst (Museo Antropológico y de Arte Contemporáneo, MAAC) in Guayaquil hat mit seinen Initialen einen einfachen Aufbau und seine eigene Identität. Es greift Geschichte auf und ist gleichzeitig aktuell, zwei Grundvoraussetzungen, um sich gut ins Gedächtnis einzuprägen."
Peter Mussfeldt ist heute der bekannteste und beliebteste Grafikdesigner in Ecuador. Sein umfangreiches Werk beinhaltet unter anderem T-Shirt-Designs, Wandteppiche, Gemälde und Siebdrucke. Für sein Werk "TORSOS" erhielt er den ersten Preis der bedeutenden lateinamerikanischen Biennale in San Juan. Einige seiner Druckgrafiken befinden sich in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York. Mussfeldt ist Autor des Logos der Banco del Pacífico, das als eines der zehn besten Bankenlogos der Welt prämiert wurde.
(nach dem Aufsatz von Alfredo Gutiérrez Borrero, "Peter Mussfeldt: El alemán que graficó el trópico," in der Reihe Maestros del Diseño de la Revista Proyectodiseño, 2005. http://www.proyectod.com/finalizacion/maestros/3mussfelt.html)