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Bücher neben Bildern neben Büchern ...

die "Librería y Galería Buchholz" in Bogotá

"Ein guter Buchladen ist immer auch ein Treffpunkt und ein Kontaktzentrum, wo man notfalls auch Hilfe findet."
Godula Buchholz, 1978

Godula Buchholz "In der Librería y Galería Buchholz, ca. 1958". ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Godula Buchholz "In der Librería y Galería Buchholz, ca. 1958". ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Im Herbst 1958 wurde in der "Librería y Galería Buchholz" in Bogotá eine Ausstellung von Werken deutscher Gegenwartskunst eröffnet - Auftakt für eine intensive Begegnung deutscher und lateinamerikanischer Kunst. "Arte Gráfico Alemán Contemporáneo" war die erste Präsentation moderner Künstler Nachkriegsdeutschlands in Kolumbien. Sie wurde von der jungen Kunsthistorikerin und Galeristin Godula Buchholz (*1935) veranstaltet, die sich zusammen mit ihrem Vater, Karl Buchholz (1901-1992), für eine Kulturvermittlung zwischen Deutschland und Lateinamerika engagierte. Nach einer weiteren Ausstellung moderner deutscher Künstler im Jahr 1959 organisierte ihr Vater einen intensiveren Kunstaustausch, dessen Höhepunkte zwei Wanderausstellungen waren.

Blick in die Ausstellung "Arte Actual Alemán" im Museo Nacional in Bogotá (14.11.–7.12.1960). ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Blick in die Ausstellung "Arte Actual Alemán" im Museo Nacional in Bogotá (14.11.–7.12.1960). ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Von 1960 bis 1962 wurde "Arte Actual Alemán" in Kolumbien und fünf weiteren südamerikanischen Ländern - Venezuela, Peru, Argentinien, Uruguay und Chile - gezeigt. Godula begleitete die Wanderausstellung und nutzte die Reisen, um eine Präsentation südamerikanischer Kunst in Deutschland vorzubereiten. In der Ausstellung "Südamerikanische Malerei von heute" (1964) in Bonn, Pforzheim, Baden-Baden und West-Berlin konnte sie schließlich mehr als siebzig Gemälde zeigen.
Diesem auf einer internationalen Plattform realisierten Kunstaustausch zwischen Deutschland und Lateinamerika waren mehrere kleine Ausstellungen deutscher Künstler in der "Librería y Galería Buchholz" in Bogotá vorausgegangen. Karl Buchholz konzentrierte sich dabei zunächst auf Werke von in Kolumbien lebenden deutschen Malern, wie Guillermo Wiedemann (1905-1969) und Hann Trier (1915-1999). Dabei profitierte Buchholz von Wiedemanns Ruf in Kolumbien. Dieser war dort ein anerkannter Maler, "dessen Werke an Gauguin erinnerten" (Mutis Durán 1997:61).

"Librería y Galería Buchholz" in der Avenida Jiménez de Quesada in Bogotá, um 1961. Bildunterschrift des Originalfotos:  "Nach zehn Jahren hatte Buchholz das ganze Gebäude bis auf eine Etage mit Büchern gefüllt." ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

"Librería y Galería Buchholz" in der Avenida Jiménez de Quesada in Bogotá, um 1961. Bildunterschrift des Originalfotos: "Nach zehn Jahren hatte Buchholz das ganze Gebäude bis auf eine Etage mit Büchern gefüllt." ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Nach Abschluss eines Studiums der Kunstgeschichte an der Pariser Sorbonne hatte Godula Buchholz an das Kulturengagement ihres Vaters angeknüpft und sich der Begegnung Lateinamerikas mit moderner deutscher Kunst gewidmet. Zwischen 1958 und 1961 war mehr als die Hälfte ihrer Ausstellungen in Bogotá deutschen Künstlern gewidmet. Anders als ihr Vater präsentierte sie nicht nur in Kolumbien lebende deutsche Künstler, wie Wiedemann und Kurt Levy (1911-1987), sie holte auch Kunstwerke direkt aus Deutschland nach Bogotá.

Katalog der Ausstellung "Arte Gráfico Alemán Contemporáneo". ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Katalog der Ausstellung "Arte Gráfico Alemán Contemporáneo". ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Auf die Ausstellung "Arte Gráfico Alemán Contemporáneo" folgte "Arte Gráfico Abstracto Alemán". Darüber hinaus zeigte Godula Buchholz auch Arbeiten von Künstlern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie Max Liebermann und Käthe Kollwitz. Godulas Vater hatte vor dem Zweiten Weltkrieg freundschaftlichen Kontakt mit Käthe Kollwitz gepflegt - wie mit zahlreichen anderen Künstlern der deutschen Avantgarde des 20. Jahrhunderts.

Karl Buchholz. ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Karl Buchholz. ©Zentralarchiv Staatliche Museen zu Berlin

Karl Buchholz hatte seine Karriere als Buch- und Kunsthändler 1925 in Berlin begonnen. Knapp zehn Jahre später richtete er eine Filiale ein, in der er zugleich auch Kunstwerke verkaufte: neben Käthe Kollwitz auch Max Liebermann, Alfred Kubin, Ernst Barlach, Gerhardt Marcks, Karl Schmidt-Rottluff und Max Beckmann. Obwohl ein Großteil der von Buchholz in seiner Galerie präsentierten Künstler von den Nationalsozialisten als "entartet" verboten worden war, zeigte er deren Werke weiterhin im Verborgenen. Von 1938 bis 1941 war Buchholz einer von vier Kunsthändlern, die  im Auftrage des NS-Regimes „entartete“ Kunst ins Ausland verkauften und auf diese Weise der NS-Regierung Devisen einbrachten. Im Herbst 1941 wurde die Galerie Buchholz geschlossen und Buchholz kurzzeitig verhaftet. Doch bereits 1943 wurde ihm die Genehmigung zur Eröffnung einer Buch- und Kunsthandlung in Lissabon erteilt. Auch seine Berliner Galerie konnte er mit Einschränkungen wieder eröffnen.

(Beatrix Hoffmann)

Literatur:

  • Antei, Giorgio, Hg. 1998. Kolumbien. Presencias alemanas en Colombia. Bogotá: Biblioteca Nacional de Colombia.
  • Buchholz, Godula. 2005. Karl Bucholz. Buch- und Kunsthändler im 20. Jahrhundert. Sein Leben und seine Buchhandlungen und Galerien: Berlin, New York, Bukarest, Lissabon, Madrid, Bogotá. Köln: DuMont.
  • Mutis Durán, Santiago. 1997. W. E. Wiedemann. Bogotá: Villegas Editores.
  • Fischer-Defoy, Christine. 2009. Kunsthandel in Berlin 1933-1945. Eine Projektskizze. In: Aktives Museum. Mitgliederrundbrief Nr. 60.
  • Tiedemann, Anja. 2010. Eine „Insel im braunen Meer“. Die Galerie Buchholz in Berlin. In: Steinkamp, Maike/Haug, Ute. Hg. Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus. Berlin: Akademie Verlag, S. 82-102.